Vogelgezwitscher begrüßt mich, als ich mich auf den Weg über den mit Gras bedeckten Laufsteg in die Zuschauerränge mache. Frische Blumen in Holzschubkarren und ein Alpenpanorama geben dir den Eindruck schneebedeckter Berge. Täler mit blauen Seen und Enzian. Ich kann es fast riechen. Freudig gespannt beuge ich mich nach vorne. Kein Detail soll mir entgehen.
Doch was dann: C´est Jolie dringt es aus den Lautsprecherboxen und als wenn es um ihr Leben gehen würde stürmen 5 Models hintereinander über das Grün. Uff was ist denn da los? Eine Bombendrohung oder gar eine Katastrophe hinter den Kulissen, die sie zur Flucht drängten? Nein, doch nicht. Plötzlich verringert sich die Geschwindigkeit. Nun regelmäßig und zuschauerfreundlich folgt eine Kreation der anderen. Meine Sinne werden einem Marathon gleich durch die Welt geschleift.
Erst in den Bergen werde ich nun direkt an die französische Riviera transportiert. Im Verlauf stehe ich dann mit Mr. Postman in den USA. Aber nun gut. Über Musik lässt sich streiten, auch wenn ein wichtiges Stilelement. Die Kollektion fasziniert mich wie jede Saison. Eine reduzierte Farbpalette dominierte die erste Hälfte der Show. Zartes Beige, Weißnuancen und leichte Pastellfarben geben der Kollektion eine atemberaubende sommerliche frische, die ich so bei Lena Hoschek noch nicht gesehen habe. Karomuster erinnern mich an die Trockentücher meiner Oma, aber gefallen mir ausgesprochen gut. Eines der Hauptstilelemente dieser Kollektion bilden Schleifen. So bildet ein Petticoat mit aufgesetzten blauen Schleifen eines der Highlights. Zarte Spitze wirkt lieblich und ausgesprochen feminin. Komplettberüschte Outfits in Bonbonfarben hingehen gehen eindeutig baden und bringen Kindheitserinnerungen am Bonbonstand als Kind auf dem Jahrmarkt hervor.
Die zweite Hälfte der Show wiederum wird durch starke und intensive Farben wie Rot und Schwarz dominiert. Die Strenge von Bleistiftröcken fügt sich dabei in das Bild perfekt ein. Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Hals und Rückenpartie. Die gekonnt betont und umspielt wird. Begeistert mich die Kollektion, quält mich ein anderes Problem. Steht Lena Hoschek für die Frau mit Kurven, scheint das Gewicht der Models genauso reduziert wie die anfängliche Farbpalette. Kleider hängen an den Models und Träger rutschen fast im Minutentakt von den Schultern. Zum Glück war mein Schokoriegel bereits im Media Center vernichtet, da ich ihn sonst auf die Bühne geworfen hätte. So hinterlässt diese Lena Hoschek Kollektion bei mir ein gemischtes Gefühl. An vielen Stellen zu viel wie die musikalische Begleitung, was den Models wiederum auf der Hüften fehlte. Für die nächste Saison hoffe ich auf eine Besserung, denn Lena: Du bist eines der Highlights der Fashion Week, besonders dank der Kurven.
pictures: Mercedes-Benz Fashion Week Berlin